Entgleisung des Fiebers

Eine Entgleisung im Fieberprozess, die oft Angst macht, ist des „Zuviel“. Wenn die Körpertemperatur 41 Grad erreicht, beginnen auszehrende Prozesse. Die überschießende Hitze wird dann für den Körper gefährlich. In diesem Stadium werden nicht nur Fremdeiweiße denaturiert, sondern auch die eigenen Eiweiße geschädigt.
Bei uns wird jedoch üblicherweise schon bei 38 °C mit fiebersenkenden Mitteln interveniert. Also dann, wenn der heiße Prozess eigentlich noch gesund und wichtig ist. Einen sinnvollen Einsatz der reinigenden Hitze kann der Körper jedoch nur erlernen, wenn man diese Fieberprozesse von Anfang an ungestört ihren Lauf nehmen lässt. Greift man in solche individuellen Abläufe schon in jungen Jahren zu stark ein, kann der Körper womöglich keine gesunde Selbstregulation ausbilden.

Eine vergleichbare Situation finden wir beim Essverhalten. Wenn kleine Kinder zwanglos und unkommentiert Essen dürfen, dann regulieren sie ihren Bedarf völlig natürlich und ihren tatsächlichen Bedürfnissen entsprechend. Sobald dort jedoch durch Verbote und Gebote eingegriffen wird, gerät dieser Regulierungsprozess aus dem Gleichgewicht und das natürliche Gespür für die benötigte Menge und Art der Nahrung geht verloren. Wird bei kleinen Kindern zu früh mit fiebersenkenden Mitteln, Zäpfchen etc. eingegriffen, schwächt das ebenfalls die Entwicklung einer gesunden Regulationsfähigkeit.

Drei bis fünf Tage Fieber bis 40 °C ist völlig unproblematisch. Es hat insgesamt einen heilsamen und reinigenden Effekt. Höheres und längeres Fiebern wirkt allerdings stark auszehrend. Man kann dem Körper zunächst mit Waden- und Armwickeln helfen. Die Wickel dienen dabei lediglich als Unterstützung für den Körper bei der selbstständigen Regulation. Es findet ein Lernprozess statt. Demgegenüber wirken beispielsweise Paracetamol-Zäpfchen so, dass sie den Prozess unterdrücken und dem Körper nicht helfen in die Selbstregulation zu finden. Das Anwenden von Wickeln trägt dazu bei, dass sich ein gesundes Immunsystem ausbilden kann und ist deshalb langfristig ein wesentlich effektiveres und nachhaltigeres Vorgehen als die Unterdrückung der natürlichen Abläufe durch Medikamente.

Wenn der Körper allerdings trotz Wadenwickel länger als fünf Tage oder über 40 Grad fiebert, sollte unbedingt ein ärztlicher Rat eingeholt und fiebersenkende Mitteln genutzt werden. Dann ist ihr Einsatz absolut sinnvoll und notwendig.
Allgemein sind die meisten klassischen schulmedizinischen Mittel nicht per se unnötig oder schlecht. Es geht letztendlich weniger um das Medikament an sich, sondern vielmehr um den Umgang damit. Dieser sollte mit Bedacht und Sorgfalt erfolgen und nicht - wie leider so oft heutzutage - verfrüht oder gar präventiv.

Ein Beispiel für mangelnde Achtsamkeit mit Pharmazeutika ist unser Umgang mit Antibiotika. Diese Mittel sind ein Schatz für die Menschheit, echte Juwelen, die im Ernstfall Leben retten können. Es ist wichtig, diesen Schatz zu hüten und sparsam einzusetzen. Antibiotika sind weder Vorsorge- noch Wachstumsmittel. Ein leichtfertiger Umgang mit diesen Reservemitteln ist Missbrauch und führt dazu, dass uns im Ernstfall wirksame Mittel fehlen.

Es sollte daher unbedingt immer zuerst das Immunsystem und die Selbstregulation des Körpers unterstützt werden, um dann - im Notfall - stark wirksame und effektive Mittel in der Hinterhand zu haben.